Kultur des Speisens
Seit der Antike ist die Kultur des Speisens unmittelbar mit sämtlichen Bereichen des sozialen Lebens verbunden. Sie umfasst dabei nicht nur die Achtung von Tischsitten und Umgangsformen. Vielmehr umfasst die Kultur des Speisens heute wie damals die Pflege von Tradition, das sorgfältige Herrichten einer festlichen Tafel und den Luxus, sich Zeit für Gemeinsamkeit und Essensgenuss zu nehmen.
Genuss und feine Etikette
Von den festlichen Inszenierungen der Antike und des Mittelalters über die glanzvollen Tafeln der Grand Hotels und Luxusdampfer bis hin zu den edlen Sterneküchen und Gourmetrestaurants hat sich die Kultur des Speisens im Laufe der Jahrhunderte ebenso stetig weiterentwickelt, wie die Art und Weise sie zu zelebrieren. Besonders geprägt wurde die Kultur des Speisens dabei durch die adeligen Höfe, welche sich über Jahrhunderte hinweg als Ort der feinen Sitten und des besonderen Genusses verstanden.
„Eine gute Tafel ist das erste Band der guten Gesellschaft.“
Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues (1715 – 1747)
Glanzvolle Feste und luxuriöse Tafeln
Wie der Blick auf die Historie zeigt, war das Leben zu Zeiten Ludwig des XIV für viele Menschen reich an Entbehrungen, jedoch auch zu kurz, um sich den glanzvollen Festen und Spielen jener Epoche zu entziehen. Speisen lediglich aus Gründen der Sättigung zu sich zu nehmen galt beim Adel lediglich als Bedürfnisbefriedigung der einfachen Leute. In den vornehmen Kreisen dienten Mahlzeiten oft als Anlass zur festlichen Selbstdarstellung. Für Gäste und Gefolge fanden prunkvolle Inszenierungen statt, die durch Jagden, Tänze, Theatervorführungen oder beeindruckende Feuerwerke ergänzt wurden.
Pracht und Prunk im sächsischen Moritzburg
Während des frühen 18. Jahrhunderts galt besonders der Dresdner Hof unter Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke) als einer der prächtigsten in Europa. Ob im Jagdschloss Moritzburg oder dem Lustschloss Pillnitz, August der Starke zelebrierte mit seinem Hofstaat ausschweifende Feste, die durch Vergnügungen aller Art ergänzt wurden. Noch vor Ankunft der Gäste deckte man prächtige Tafeln ein und dekorierte diese festlich. Kostbare Porzellane, Gemälde und eine der größten Trophäensammlungen Europas gab der Kurfürst eigens in Auftrag, um die Pracht und den Prunk der höfischen Tafelkultur zur Schau zu stellen.
Tafelvergnügen im Freien
Im späteren 18. Jahrhundert ergriff der Wunsch nach der höfischen Tischkultur auch das gehobene Bürgertum. Festliche Tafeln und ausgiebige Picknicks mit feinstem Porzellan und Silberbesteck wurden besonders in England und Frankreich zum Symbol des bürgerlichen Wohlstands. Sie kennzeichnen den Beginn einer eleganten Freizeitkultur und zeugen gleichzeitig von der Suche nach Harmonie und dem Bestreben, ein Abbild des verlorenen Paradieses zu schaffen. Mit zunehmender Mobilität und Reiselust der Bürger zog auch in den Eisenbahnen, Grand Hotels und Passagierschiffen der Luxus des besonderen Tafelvergnügens ein. Zur Ausstattung der gehobenen Restaurants beauftragte man ausgewählte Manufakturen, die Tafelsilber von höchster Juwelierqualität und mit besonderem Glanz lieferten.
Vielfalt des Genießens
Gerade in der heutigen Zeit, die geprägt ist vom technologischen Fortschritt und der Schnelllebigkeit, kommen wir gern bei der gemeinsamen Mahlzeit zur Ruhe, verweilen und besinnen uns auf die traditionellen Werte unserer Großeltern und deren Vorfahren. So wird die Kultur des Speisens heute in vielfältiger Art und Weise festlich zelebriert, von der glanzvollen Hochzeitstafel über das exklusive Abendessen auf der privaten Yacht bis hin zum festlichen Dinner in Weiß.
Als namhafter Hersteller feinster Silberwaren prägt Wellner die Entwicklung der Kultur des Speisens seit über 160 Jahren mit und trägt den Glanz des sächsischen Handwerks zu den anspruchsvollsten Tafeln der Welt. Damit führt Wellner die lange Tradition fort und steht ein für den stil- und genussvollen Umgang mit dem Alltäglichen – für mehr Lebensfreude und Genuss.
Wenn die Geschmackskultur eines Volkes am deutlichsten durch das Aussehen der Dinge, derer wir uns täglich bedienen bezeichnet wird, so sollte die moderne Bewegung, die eine Annäherung von Kunst und Industrie verspricht, und deren Ansätze, nämlich Geschmack in große Kreise zu tragen, gewiss anzuerkennen sind, jedoch mehr wie bisher ihr Interesse auch dem Tafelgerät zuwenden.
Peter Behrens (1868 – 1940)